Humanismus

Der Ansatz der humanistischen Psychotherapie hat seinen Ursprung in den frühen 40er Jahren, und Carl Rogers gilt als einer der „Väter“ dieses Denkmodells. Etwa zur gleichen Zeit postulierten Abraham Maslow und Fritz Perls ebenfalls humanistische Theorien. Alle bescheinigen dem Menschen ein eigenes positives Potential. Zu den geschichtlichen Vordenkern gehören sicherlich Jean-Jacques Rousseau und der amerikanische Philosoph William James.

Die „Human Potential“ Bewegung, wie die Humanistische Psychologie auch genannt wurde, ist kein geschlossenes System, sondern eine Denkart, die unterschiedliche Therapien einschließt. Das Fehlen eines Systems ist beabsichtigt, ja sogar wesentlicher Bestandteil des humanistischen Ansatzes. Dieser will Grenzen niederreißen, beweglich und vor allem offen bleiben. Irgendjemand hat einmal gesagt, dass der existentielle Humanismus nichts anderes ist als der Versuch, in einer gottlosen Welt den Glauben zu retten. Das Kernstück der Humanistischen Psychologie ist, dass es unter den Trümmern der fragmentarischen Impulse und Ängste, die Freud ausgemacht hat, eine ganzheitliche, klar gegliederte Persönlichkeit gibt. Und gerade deshalb kann man sie angehen und ans Licht führen. Die Humanisten sind überzeugt, dass dieses positive Selbstgefühl in der Therapie hervorgeholt werden kann und dass dieser Vorgang neurotischen Verzerrungen entgegenwirkt. Einen breiten Raum geben die Anhänger dieses Modells den interpersonellen Beziehungen. Die bewusst erlebte therapeutische Beziehung ist bedeutsamer als die Behandlung, als alles was inhaltlich dabei gelernt wird. Später wurde sogar einmal postuliert, dass die Beziehung das Element in einer Therapie sei, das heilt.

Die Grundannahmen
Es ist vor allem die Neigung des Menschen, wertend zu urteilen, die Kommunikation erschwert. Glücklicherweise ist es aber auch so, dass Menschen, die gelernt haben, verständnisvoll zuzuhören, diese spontanen Regungen abmildern und dadurch wesentlich erfolgreicher mit anderen kommunizieren können.
Die meisten Menschen haben einen natürlichen Drang, die Aussage eines anderen zu beurteilen, zu werten, zu billigen. Dies mag daher kommen, dass sie von klein auf bewertet wurden und damit aufgewachsen sind, von allen – vor allem von den wichtigen Erwachsenen  – bewertet zu werden.
Die von Carl Rogers begründete Gesprächspsychotherapie gehört heute neben der Verhaltenstherapie und der Psychoanalyse zu den drei großen etablierten Psychotherapieformen.
Als Kern des Ansatzes von Rogers kann man wohl die These betrachten, dass in jedem psychisch leidenden Menschen mächtige Kräfte in Richtung Selbstheilung wirken. Die Aufgabe des Therapeuten ist es, seinem Klienten zu helfen, diese Kräfte auch freizusetzen. Rogers geht bei seinem Therapiekonzept davon aus, dass es eine Tendenz im Menschen gibt, sich in Richtung auf Wachstum, Gesundheit und Anpassung (an sich selbst, in dem er eigene Ziele auswählt, entsprechend handelt und dazu fähig ist, Probleme aus eigener Kraft zu bewältigen) zu bewegen. Deshalb braucht der Therapeut auch seinen Klienten nicht zu manipulieren oder zu bestimmten Handlungen zu veranlassen.
Nach Rogers beginnt der Weg in eine psychische Störung in der Kindheit. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach positiver Wertschätzung von seinen Bezugspersonen. Diejenigen, die von Anfang an eine solche Wertschätzung genießen konnten, können sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch später selbst akzeptieren. Das heißt, sie können ihren Wert als Person anerkennen, auch wenn sie merken, dass sie nicht vollkommen sind. Sie sind mit sich zufrieden und können sich realistisch einschätzen. Diese Menschen verfügen über ein gutes Potential, die ihnen innewohnenden Kräfte freizusetzen. Erhält der Mensch in seiner Kindheit keine positive Wertschätzung, übernimmt er fremde Wertmaßstäbe. Er ist nur dann liebenswert und akzeptiert, wenn er den Maßstäben der Umwelt entspricht. Diese Menschen bewerten sich auch später anhand dieser Maßstäbe und sind dann in einer schwierigen psychologischen Situation. Auf der einen Seite haben sie ein grundlegendes Bedürfnis nach positiver Selbstbewertung, andererseits sind sie unfähig, sich selbst zu lieben, wenn sie all den hohen Ansprüchen nicht genügen. Um sich eine positive Selbstbewertung zu erhalten, müssen sich diese Menschen sehr selektiv wahrnehmen. Das heißt, Gedanken und Handlungen, die ihren Wertmaßstäben nicht entsprechen, verleugnen oder entstellen sie. Diese ständige Selbsttäuschung macht eine Selbstverwirklichung unmöglich. Der Mensch hat ein verzerrtes Bild von sich selbst und seinen Erfahrungen, und so weiß er nicht, was er eigentlich fühlt oder braucht.

Kongruenz,  Echtheit, Wertschätzung,  Akzeptanz und Empathie
Rogers meinte, dass psychologische Grundkenntnisse bei der Arbeit in den Hintergrund treten können, wenn diese Variablen berücksichtigt werden. Er hält sie für notwendig, damit ein Klient sich verändern kann.
Unbedingte positive Wertschätzung zeigt der Therapeut, wenn er seinen Klienten ganz und warmherzig annimmt, egal was dieser sagt, fühlt, denkt oder wie er handelt. Empathie zeigt er, wenn er genau erfasst, was der Klient sagt, und es ihm einfühlsam zurückgibt. Er interpretiert die Aussagen seines Klienten nicht und versucht auch nicht ihn zu  belehren; er hört zu und hilft dem Klienten, sich selbst zuzuhören. Schließlich muss der Therapeut Echtheit vermitteln. Wenn die Äußerungen des Therapeuten nicht offen und ehrlich sind, nimmt der Klient sie wahrscheinlich als mechanisch und falsch wahr.
Inzwischen hat sich aber auch in der BRD ein Wandel vollzogen. Die Variablen „Konkretheit“ und „Wertschätzung“ haben an Bedeutung gewonnen, und man spricht heute mehr von Empathie. Dementsprechend hat sich auch die Ausbildung von Therapeuten verändert. Der angehende Therapeut soll seine eigene Person entfalten können. Selbsterfahrung ist ein Hauptbestandteil der Ausbildung.

Diesen Variablen hat sich Brainlog® als Grundlage in der Arbeit mit Menschen verpflichtet.